|  | Am Nordufer liegen die Ausläufer des Bakonygebirges, das Südufer                ist flach. Die bergig-hügelige Nordseite ist mit dem Nationalpark
                Balaton-Oberland romantischer, hübscher zum Wandern. Doch der
                Blick auf den See und die grünen Hügel dahinter ist von der Südseite
                schöner. Außerdem können im Süden selbst Kleinkinder allein ins
                Wasser - es reicht ihnen nach etwa hundert Metern noch immer
                nur bis zu den Knien. Mit 600 Quadratkilometern ist der Balaton der größte
                Süßwasser-Binnensee Mittel-europas. Gespeist wird er durch
                den Fluss Zala an der Südspitze und Karstquellen aus der Region
                Tapolca im Norden. Der See ist
                77 Kilometer lang und bis zu 12
                Kilometer breit. An der schmalsten
                und tiefsten Stelle, bei der Halbinsel Tihany, beträgt die Entfernung
                zwischen den beiden Ufern nur 1,5 Kilometer und die Tiefe 13
                Meter. Sonst ist er durchschnittlich 3 - 4 Meter flach, was wiederum
                zur Folge hat, dass er sich schnell erwärmt, wenn die Badegäste
                kommen. Schon im Mai erreicht die Temperatur 15° C und in den
                Sommermonaten bis zu 27 Grad. Die Lufttemperatur beträgt im Juli
                und August regelmäßig über 30 Grad, dafür sind die Nächte um
                die 20 Grad angenehm kühl.
 Die Gegend um den Balaton war schon in der Altsteinzeit besiedelt.
                Im See gab es reichlich Fisch, in den Bergen im Norden Wild,
                Pilze und Früchte. Seinen Namen erhielt er von den Awaren: Blatno
                bedeutet stehendes Wasser, Teich.
 Die ersten Sommerfrischler kamen Ende des 18 Jahrhunderts. Die
                wohlhabenden Bürger aus Buda, Pest und Wien bauten in Balatonfüred,
                Keszhely und Siófok Ferienschlösschen. Die Eisenbahn von Budapest,
                1861 zum Südufer erbaut und 1909 zum Nordufer, beschleunigte
                diese Entwicklung - ebenso die Industrialisierung und die Luftverschmutzung
                in den Großstädten. Während des Kommunismus trafen sich hier
                Verwandte und Freunde aus der BRD und der DDR. Für beide war
                die Einreise leicht. Für Westdeutsche ganz und gar problemlos
                - die Ungarn brauchten Devisen. Die Ostdeutschen fuhren in ein
                „sozialistisches Bruderland“. Auch heute kommen die meisten ausländischen
                Gäste aus Deutschland und Österreich. An den Straßen rund um
                den See liest man immer wieder „Zimmer frei“. So ist denn auch
                Deutsch die erste Fremdsprache an den 130
                Badestränden, in Hotels,
                Restaurants, Cafés und Geschäften.
 Im Winter tummeln sich Schlittschuhläufer und Kufensegler auf
                dem regelmäßig zufrierenden See. Doch der
                See hat auch eine Stimme.
                Meistens in der Stille der Nacht, wenn bei klarem Wetter die
                Temperatur unter zehn, zwanzig Minusgrade sinkt und das Eis wächst
                und kilometerlang bricht. Dabei entsteht ein langer, heller,
                leicht knirschender Ton - gespenstischer als Wolfsgeheul.
 
 
 
 
  Das „Ungarische Meer“, der Balaton, liegt etwa in der Mitte
                    Westungarns, in diagonaler Richtung von Nordosten nach Südwesten.
                    Die Ungarn sprechen vom Nord- und Südufer, was ja in etwa
                    stimmt. Von Budapest aus fährt man mit dem Auto auf der Autobahn
                    M7, beschildert „Balaton“, Ausfahrt nach Polgárdi auf die
                    Landstraße 71 Richtung Balatonakarattya, Balatonalmádi Balatonfüred und zum ganzen Nordufer. Zum  Südufer weiter auf der Autobahn M7   über Siófok, Zamárdi, Balatonboglár und Fonyód.
 
 Für die Städtchen, die um den See liegen, gelten unterschiedliche
                    Vorwahlnummern. Sie finden sie bei den jeweiligen Ortsangaben.
                  Aus dem Ausland wählt man für Ungarn 0036- vor der Ortsvorwahl,
                  aus Ungarn 06-.
 i. Tourinform, Balatonfüred (Nordufer), Petofi utca 68, Tel.
                  (87) 580 480, das ist das zuverlässige staatliche Informationsbüro.
                  Dazu eine kleine Warnung: Rund um den Balaton gibt es zahlreiche
                  Reisebüros, die sich als Touristen-Informationsbüros tarnen.
                  Sie empfehlen Hotels, Pensionen, Dienstleistungen von Unternehmen,
                  mit denen sie Verträge haben - und oftmals nicht die besten
                  und preisgünstigsten. Halten Sie sich also an die unabhängigen,
                  Tourinform-Büros, die mit dem Ungarischen Tourismusamt zusammenarbeiten.
 Die Warnblinkanlage: Da der See verhältnismäßig groß ist und
                  die Gewitter recht schnell hereinbrechen, werden Segler, Surfer
                  und Badende durch eine ständig blinkende Anlage gewarnt. Auf
                  den höchsten Gebäuden rundherum blinken ständig kleine helle
                  Lichter. Sie blinken langsam, sozusagen gemächlich, um zu zeigen,
                  dass das System funktioniert. Bei nahendem Gewitter blinken
                  sie schneller - dann sollte man unverzüglich die Ufer ansteuern.
                  Wenn es aber geradezu nervös blinkt, dann weht meist auch schon
                  ein heftiger Wind, und dunkle Wolken fegen über den Himmel.
                  Dann ist höchste Eile geboten. Der
                See kann auch mörderisch sein.
 Die meisten Hotels öffnen Anfang Mai und schließen Mitte Oktober.
                    Die Preise sind sehr breit gefächert: Von Vier-Sterne-Hotels
                    für ca. 70 € bis zu den vielen Privatquartieren zu 20-30
                    € kann man in fast jeder Preisklasse eine Bleibe finden.
                    Die Unterschiede bei den jeweiligen Angeboten innerhalb der
                    mittleren und unteren Kategorie sind groß. Vielfach sind
                    billige Privatzimmer besser als die der Mittelklassehotels.
                    Es lohnt sich, besonders in Orten, die hier nicht aufgeführt
                    sind, sich im jeweiligen Tourinform-Büro beraten zu lassen.
                    Lassen Sie sich eine Liste geben, und sehen Sie sich die
                    Quartiere an, bevor Sie einziehen. Das Zimmerangebot am Balaton
                ist groß, man hat die Wahl.
 Balaton-Schwimmen über 5,2 km am 30. Juni von Révfülöp nach
                    Balatonboglár; daran nehmen einige Tausend Schwimmer teil.
                    Als Abschluss: Essen, Trinken, Musik und Tanz in Balatonboglár.
                    Information: Aranyhíd Sportklub, H-7400 Kaposvár, Csokonai
                    utca 3, Tel. 0036-82-424 696;
 Segelregatta „Das Blaue Band“ vom Ende Juli über160 km mit
                  etwa 1600 schicken, schnellen Booten. Information: Magyar Virotlázószövetség,
                  H-1143 Budapest, Dózsa Görgy út 1-3, Tel./Fax: 0036-1-221 5669;
 Rund um den Balaton gibt es zahllose Badestrände. Das Wasser
                    am Nordufer ist tief (1,5 – 2 m), im Süden flach; man muss
                    schon an die hundert Meter laufen, bis man schwimmen kann.
 Es gibt Tennisplätze, Segelbootvermietungen, Reiterhöfe, Ballonfahrten,
                Rundflüge Auskünfte bei Tourinform (siehe oben).
 
                   
 
 Geschlossene Laubwälder, Geysirkegeln,
                    Höhlen, Steinwüsten aber auch üppige Weingärten: All dies bietet der Park, der
                  sich von der Hügellandschaft an der ganzen Nord-West-Seite
                  des Balaton bis zum Sumpfgebiet des Klein-Balaton, südlich
                  der Süd-West-Spitze des Sees erstreckt. Die Geysirkegel, aus denen vor Urzeiten heißer Dampf und Wasser
                  aufstiegen, erinnern an Vulkanausbrüche in der Gegend. Auf
                  den Moorwiesen des Balaton-Oberlandes (in den Becken von Pécsely,
                  Kál und Tapolca) sieht man im Mai und Juni ein Blütenmeer,
                  darunter verschiedene Orchideen und den ungarischen Bergfenchel.
                  Hier leben auch Laufkäfer, etwa der Puppenräuber und der Bockkäfer.
                  Das Kalibecken bei Révfülöp am Nordufer mit einer seltsamen,
                  zackigen Felsenumrandung ist ein Teil des urzeitlichen Pannonischen
                  Meeres. Hier gedeiht die Sibirische
                  Schwertlilie, der Duftlauch
                  und der Lungenenzian. Vom Keszthely-Gebirge, nördlich der Südspitze,
                  hat man herrliche Ausblicke auf die Weinberge. Der Klein-Balaton
                  wiederum beherbergt ein international angesehenes Vogelreservat.
                  Im Schilfgürtel leben unter anderem der seltene Silberreiher                  und der Kormoran. Das Büffelreservat in Kápolnapuszta ist während
                  des ganzen Jahres für Gäste geöffnet. Auskunft: Tel. (60) 469
                017, auch für Wanderkarten, Lehrpfade, Fahrradverleih.
 
 
 Verwaltung des Naturschutzgebietes
                    Balaton-Oberland (wo man
                  natürlich ebenfalls alles weiß): H-8200 Veszprém, Vár ut 31
 Tel. +36-88-577 730, -427 855, 427 056
 Fax +36-88-577 731
 www.bfnpi.hu und www.balaton.hu/balatonfelvideki.np
 
 Auf den Ausläufern des Bakonygebirge entlang des ganzen Nordufers
                  wächst und reift guter Weißwein. Und das nahe dem See, damit
                  der Gast nicht allzu lange fahren (in Ungarn liegt die Promillegrenze
                  bei null) beziehungsweise an den Hängen hochklettern muss.
                  Der erste Weinort im Nordosten, nach Balatonalmádi trägt den
                  Namen Felsoörs (Oberwacht): Dem Auge bieten sich die steile
                  Straße von Alsóörs (Unterwacht) und die Landstraße 71, Weingärten,
                  wechselnde Aussichten über den See. Nach etwa vier Kilometern
                  findet man das Landgasthaus Udvarház
                  étterem, das von den Winzern
                  der Ungebung beliefert wird. In der Gaststube knarrende Holzbohlen,
                  an den Wänden Gemälde mit Dorfszenen. Aus der Küche kommen
                  schmackhafte Regionalgerichte: Welsgulasch mit Quarknudeln,
                  gebackener Zander, saftiges Putenfilet mit Dörrpflaumen, frische
                  Mohn- und Apfelstrudel. Auf der Weinkarte finden sich alle
                  guten Gewächse der umliegenden Hügel, darunter ein kräftiger
                  Blaufränkischer Rotwein. Denn auch diesen gibt es in der Weißweingegend
                  am Nordufer. Udvarház étterem, Felsoörs, Fo utca 22, Tel (87) 477 521; Hauptgerichte
                  ca. 5 €, geöffnet von Anfang März bis Ende Dezember.
 Das nächste Winzerdorf liegt nur wenige Kilometer südwestlich
                  von Alsóörs (Richtung Balatonfüred) auf der Landstraße 71 und
                  heißt Csopak: Auch hier erwarten den Wanderer mehr oder weniger
                  steile Wege, Weinberge, Presshäuser - und eines der besten
                  Restaurants des Landes, mit moderner leichter Küche, der Söptei
                  pince (Söptei Keller, sprich: Schöptei). Wie der Name schon
                  sagt, war es zunächst eine Kellerei, in der herrlich frische,
                  leicht duftende Rieslinge gekeltert wurden, aber auch ein weißer
                  „Grauer Mönch“ und der schwere Blaufränkische. Großmutter und
                  Köchin Söptei komponierte die Gerichte zu den Weißweinen ihres
                  Sohnes: so die Entenpastete mit süßen Fleischtomaten, den Kaninchen-pörkölt
                  (Gulasch) mit leichten Nockerln und die unnachahmlichen Quark-Dill-Palatschinken                  (hauchdünne Pfannkuchen).
 Söptei pince, Csopak, Istenfia utca 5, Tel. (87) 705 814, Hauptgerichte
                  ab ca. 4 €, geöffnet von Anfang Mai bis Ende Oktober. Zur Erholung
                  nach Speis und Trank hat der Ort auch einen Badestrand.
 
 Das Mekka der Weißweinliebhaber liegt
                  weiter südwestlich, ja fast am Ende der Landstraße 71, auf
                  einer rundlichen Halbinsel
                  in 
                  Badacsony: Der Ort ist weithin sichtbar durch den markanten,
                  438 Meter hohen Basaltberg mit flacher Kuppe. Der Wanderweg
                  zum ehemaligen Vulkan ist schon vom Bahnhof aus beschildert:
                  Richtung „Kisfaludi ház“. Von hier aus gibt es auch die Möglichkeit,
                  mit einem (Sammel-) Taxi zum ehemaligen Wohnhaus und der Gedenkstätte
                  des Dichters Kisfaludi zu fahren.
 Der steile Római út (Römische Straße) mit Basaltsteinen, den
                  schon die Römer angelegt haben sollen, führt zwischen Pappeln,
                  Mandel- und Feigenbäumen, Kelterhäuschen und natürlich Weingärten
                  entlang. Im südlichen Klima gedeihen die berühmten Weißweine
                  wie der Badacsonyer Riesling, der Blaustengler, der Furmint,
                  der Ofener Grün, der Graue
                  Mönch (Szürkebarát), die man in
                  den Kellereien auf Schritt und Tritt bekommt. Auf etwa zwei
                  Dritteln des Weges steht das Szent
                  Orbán Borház és étterem (Weinhaus und Restaurant zum Heiligen Orban) mit einer herrlichen,
                  großen, weinbewachsenen Terrasse und einem hellen Speisesaal.
                  Auch hier bietet die Küche leichte Gerichte, die auf das Weinsortiment
                  des Hauses abgestimmt sind: Ziegenquark-Knödel auf süßen Fleischtomaten,
                  gegrillte Gänseleber auf grünen Erbsen, mit Schmorgemüse gefüllten
                  Strudel. Geradezu überwältigend ist der weiße Badacsonyi Kéknylu (Blaustengler) - trocken, kühl, mit einem feinen Blumenduft.
                  Herrlich feurig ist der Tresterschnaps, ebenfalls aus dem eigenen
                  Keller.
 Szent Orbán Borház és étterem, Badacsony, Kisfaludi Sándor
                  utca 5, Tel. (87) 431 382, Hauptgerichte ca. 6 €; geöffnet
                  von Anfang Mai bis Ende Oktober.
 
 Der Weg zur Bergspitze führt weiter - zunächst zum 1790 im
                  spätbarocken Stil erbauten, reetgedeckten Winzerhaus mit schneeweißem
                  Laubengang des Dichters Sándor Kisfaludy (1772-1844) und seiner
                  Lebensgefährtin Róza Szegedy, für die eine kleine Gedenkstätte
                  eingerichtet wurde. Als Belohnung für die Mühen hat man von
                  ganz oben, vom Kisfaludy- oder dem Páholy- (Logen-) Aussichtsturm,
                  einen grandiosen Blick über den See und die Hügellandschaft
                  der Umgebung.
 In Balatonudvari, zwischen Tihany und Badacsony, befindet sich
                  ein hübscher, wahrhaft außergewöhnlicher Bauernfriedhof - mit
                  großen, hellen, herzförmigen Grabsteinen und ergreifenden,
                naiven Texten. Es lohnt sich, sie übersetzen zu lassen.
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